Behindertentestament

Behindertentestament

© Butch – Fotolia.com

Als behinderte Person hat man es im Alltag sicherlich nicht gerade einfach. Gewiss kommt es immer auf den Grad der Behinderung an, doch in den meisten Fällen ist man auf Hilfe angewiesen. Oftmals bekommt man diese Hilfe vom Lebenspartner, den Eltern oder auch dem Sozialamt. Sollte jedoch die helfende Person versterben, steht man meist vor dem Nichts. Man hat kein Geld, muss von Sozialleistungen leben und auch die zusätzliche Hilfe fällt weg. Doch gerade in diesen Fällen kann ein Behindertentestament sehr hilfreich sein. Auch im Bereich der Testamente gibt es unterschiedliche Formen. Eine davon ist das „Behindertentestament“. Dieses Testament oder der Erbvertrag wird genutzt, wenn einer oder mehrere der gesetzlichen Erben behindert sind.

Vorlagen und Infobroschüre

Eine wunderbare Informationsbroschüre mit vielen weiteren Informationen und einem Mustertestament finden Sie auf folgender Seite:

Infobroschüre zum Thema Behindertentestament von NAH1 herunterladen (Stand 2011) 

Welche Probleme gibt es mit einem „normalen“ Testament?

Sollte ein geliebter Angehöriger verstorben sein und das Erbe an ein behindertes Kind oder auch einen behinderten erwachsenen Erben fallen, kann das in vielen Fällen zu Problemen kommen. Oftmals ist ein Mehraufwand an Sozialleistungen notwendig, um eine behinderte Person zu umsorgen. In der Regel werden diese Kosten von dem Sozialamt gedeckt, die man beanspruchen kann. Hat das Kind oder der Erwachsene jedoch eigenes Vermögen, kann – bis auf einen geringen Freibetrag – die entstandenen Kosten vom Erbe bezahlt werden. Somit fließt das gesamte geerbte Vermögen in die Sozialleistungen ein und die behinderte Person hat im Grunde gar keine Vorteile von ihrem Erbe. Das gleiche Problem kommt auch dann auf, wenn ein Ehepartner von einer Behinderung betroffen ist. Auch die Ablehnung des Erbes ist in den meisten Fällen keine Lösung. Es steht den Verwandten immer ein Pflichtteil zu und der Sozialhilfeträger wird diesen dann einfordern. Sollte man den Pflichtteil jedoch auszahlen wollen, kann dies mit großen finanziellen Verlusten daherkommen.

Wie kann ein Behindertentestament helfen?

Bei einem Behindertentestament wird weitgehend ausgeschlossen, dass die Sozialhilfe Zugriffsmöglichkeiten auf das Erbe hat. Das gesamte Erbe kann dafür genutzt werden, eine bessere Lebensqualität zu sicher. Die Vorteile des Behindertentestaments sprechen für sich. Die Zukunft des behinderten Kindes oder des Erwachsenen wird auch nach dem Versterben der Person weiterhin abgesichert und geregelt, ohne das es zu großen Problem kommt. Ebenso stellt das Behindertentestament einen gewissen Lebensstandard sicher. Zusätzliche Sozialeinschränkungen sind kein Problem mehr, da diese durch das Erbe ausgeglichen werden können. Sollte es sich um einen behinderten Ehepartner handeln, dann regelt das Behindertentestament die finanzielle Belastung. Diese kann verringert werden und Zahlungen aus der Erb- oder Pflichtteil werden vermieden. Weiterhin bietet das Behindertentestament keine Auseinandersetzungen mit dem Sozialamt um den Pflichtteil des Erbens. Einer der größten Pluspunkte ist wohl, dass es keine Streitigkeiten zwischen den übrigen Erben gibt. Jeder bekommt das, was vom Behindertentestament vorgesehen ist.

Ein Behindertentestament beantragen

Ein Behindertentestament kann man bequem beantragen. Es gibt für dieses schon gewisse Vorlagen und es wird im Grunde wie ein ganz „normales“ Testament verfasst. Am besten sollte man sich während der Verfassung mit einem Rechtsanwalt zusammensetzen. Dieser kann helfen, auch die schwierigen Passagen des Behindertentestaments zu verstehen und sich dabei richtig zu entscheiden. Natürlich muss ein Notar vor Ort sein, wenn das Testament unterzeichnet wird. Nur so ist es rechtsgültig und kann später weiterhelfen.